Der Klimawandel ist eine globale Entwicklung und stellt auch Deutschland vor Herausforderungen. Durch die globale Erwärmung, für die wesentlich die Emission von Treibhausgasen verantwortlich ist, nimmt die Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen deutlich zu. Dazu zählen extreme Hitze, Dürreperioden, Starkregen und Stürme – mit all ihren direkten und indirekten Folgen. Diese Phänomene sind gefährlich für die Menschen und haben erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Hohe Temperaturen beispielsweise können zu gesundheitlichen Problemen bei Beschäftigten führen, insbesondere bei Arbeiten im Freien oder in nicht klimatisierten Gebäuden, extreme Hitze sogar zu Dehydrierung und Hitzschlag. Das mindert die Arbeitsleistung und erhöht Unfallrisiken. Diese Herausforderung haben auch die gesetzlichen Unfallversicherungen auf dem Zettel: So führte die DGUV 2022 eine repräsentative Umfrage durch, bei der Beschäftigte aus mehr als 20 Branchen befragt wurden, wie der Klimawandel sich auf Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit auswirkt. Als wichtigstes Handlungsfeld wurde das Arbeiten bei Hitze genannt.
Problem(e) erkannt
Das Jahr 2023 war weltweit das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Auch für Deutschland rechnen Expertinnen und Experten mit steigenden Temperaturen und erhöhter Belastung durch UV-Strahlung. Es gibt allerdings noch mehr „Nebenwirkungen“: Dazu zählen unter anderem längere Blühzeiten und damit allergische Symptome sowie die Ausbreitung von Krankheitserregern. Eine weitere Folge: Da Wolken mehr Energie aufnehmen können, je höher die Temperatur ist, werden also auch die Gewitter und Blitze intensiver. In Deutschland kam es im vergangenen Jahrzehnt jährlich zu durchschnittlich etwa 450.000 Blitzeinschlägen, mit Schäden in Millionenhöhe. Neben den immensen Sachschäden bedeutet dies auch eine erhöhte Gefahr für Leib und Leben.
HITZE
Wenn’s zu heiß hergeht
Hohe Temperaturen belasten Herz und Kreislauf, führen zu Ermüdung und Konzentrationsschwächen, beeinträchtigen die körperliche Leistungsfähigkeit und erhöhen das Unfallrisiko. Um den Arbeitsschutz zu gewährleisten, sollten – besonders bei Arbeiten im Freien – entsprechende Maßnahmen getroffen werden. Technische Hilfen wie Schirme, Sonnensegel oder Zelte sorgen bei der Arbeit und in der Pause für Schatten. Die körperbedeckende Kleidung sollte aus kühlenden Materialien bestehen, eine geeignete Kopfbedeckung mit Nacken- und Ohrenschutz oder ein breitkrempiger Hut schützen vor direkter Sonneneinstrahlung. Arbeiten im Freien sollten wenn möglich frühmorgens oder spätnachmittags erfolgen. Bei längeren Arbeiten entlasten Schichtwechsel die Beschäftigten. Nicht vergessen: viel trinken und eher leichte Speisen zu sich nehmen.
REGEN
Es regnet und regnet
Starkregen, Sturzfluten und Überschwemmungen werden häufiger und intensiver. Eine ortsgenaue Vorhersage ist leider schwierig, da Starkregen meist lokal und punktuell auftritt. Auch hier lauern Risiken: Starkregen und Überschwemmungen können die Strukturen von Gebäuden, Brücken und anderen Bauwerken schwächen und die Einsturzgefahr erhöhen. Bei Arbeiten in überfluteten Kellern besteht das Risiko von Stromschlägen. Überschwemmungen können zu Lecks und Freisetzungen von Chemikalien und Schadstoffen führen. Bei Starkregen besteht erfahrungsgemäß eine erhöhte Rutschgefahr, im Straßenverkehr ist mit eingeschränkter Sicht zu rechnen.
WIND
Wissen, woher der Wind weht
Ob der Klimawandel in unseren Breitengraden mehr und heftigere Stürme verursacht, beurteilen die Klimamodelle unterschiedlich. Aber bei Sturm sollte man auch jetzt schon Vorsicht walten lassen, besonders bei Arbeiten im Freien: Ob Dacharbeiten anstehen, an Freileitungen gearbeitet werden muss, Hebebühnen oder Gerüste zum Einsatz kommen: Die Windlast muss bei diesen Arbeiten immer im Blick behalten werden. Wind kann zudem lose Objekte wie Schilder, Baustellenmaterialien und Trümmerteile in die Luft wirbeln. Bei Gefährdungen durch Wind und Sturm sollten deshalb nach Möglichkeit die Arbeit eingestellt und geeignete Sicherungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Gewitterformel
Ein Gewitter kommt selten aus heiterem Himmel, sondern kündigt sich an, etwa durch Ambosswolken, schwüle Luft und aufkommenden Wind.
Seine Entfernung lässt sich leicht berechnen: Die Zahl der Sekunden zwischen Blitz und Donner ÷ 3 = Entfernung in Kilometer.
GEWITTER
Gleich gibt’s ein Donnerwetter
Trifft ein Blitz auf die Erde, kann er durch seine gewaltige Energie Brände und Explosionen auslösen, Technikschäden verursachen und zur Gefahr für Menschen und Tiere werden: Kurzzeitig fließt eine Stromstärke von bis zu 200.000 Ampere, die Luft im Blitz erhitzt sich schlagartig auf einige 10.000 Grad Celsius. Gefahr droht durch direkten Einschlag, einen sogenannten Blitzüberschlag von Bäumen oder Holzmasten, Berührung von metallenen Objekten wie Fluchtlicht- oder Fahnenmasten sowie Schrittspannung: Dabei fließt Blitzstrom zwischen den Füßen eines Tieres oder Menschen wie über eine Brücke und dabei teilweise durch den Körper.
Wird man von einem Blitz getroffen, kann dies schwerste Verbrennungen verursachen und zu Herzrhythmusstörungen, vorübergehenden Lähmungen, Bewusstlosigkeit und Schädigungen von Gehirn, Nervensystem und Herz führen. Auch drohen Knochenbrüche durch Stürze wegen Lähmung oder Schock. Todesfälle nach Blitzeinwirkung sind selten, sofern vor Ort schnelle und richtige Erste Hilfe verfügbar ist.
Auf Nummer sicher gehen
Naht ein Gewitter (siehe Gewitterformel), sollte man unbedingt geschützte Bereiche aufsuchen. Schutz bieten Gebäude mit Blitzschutzsystemen, Faradaysche Käfige wie Autos (mit Ganzmetallkarosserien), Kabinen von Baumaschinen, Eisenbahnwagen oder Metallkabinen von Seilbahnen. Im Freien droht Lebensgefahr: Halten Sie sich von Objekten fern, die leitfähig beziehungsweise einschlaggefährdet sind, etwa einzeln stehende Bäume, Laternenmasten oder Bergspitzen. Versuchen Sie, nicht den höchsten Punkt im Gelände zu bilden, und gehen Sie im Notfall mit geschlossenen Füßen in die Hocke.
FAKTENCHECK
„Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.“ Stimmt das?
Das Wichtigste vorab: Man sollte bei Gewitter generell Bäume meiden – auch Buchen. Warum die im Volksmund mehr Sicherheit bieten sollen, dafür gibt es verschiedene Erklärungsansätze. Zum einen haben Buchen eine glattere Rinde, sodass das Wasser in einem Film den Stamm herunterläuft. Dieser Wasserfilm leitet im Fall eines Blitzeinschlags den Strom in den Boden. Als Folge wird der Stamm weniger sichtbar beschädigt als bei Eichen mit ihrer rauen Rinde. Eichen sind zudem oft die höchsten Bäume in einem Wald, und ihre langen Pfahlwurzeln reichen oft bis ins Grundwasser, anders als bei den flachwurzelnden Buchen.