Wer einen Führerschein besitzt, hat zwangsläufig dafür einen Erste-­Hilfe-­Kurs besucht. Doch dieser ist bei den meisten Menschen ziemlich lange her. Wer eine Ausbildung als betrieblicher Ersthelfer hat, verfügt über deutlich mehr Kenntnisse. Dennoch ist die Praxissituation für jeden Menschen eine Herausforderung. Notfälle passieren aber leider täglich, ob im Straßenverkehr oder bei der Arbeit. Jederzeit kann eine verletzte Person auf die Hilfe anderer angewiesen sein. Das Einzige, was man dann falsch machen kann, ist es, nichts zu tun. Egal wie gut die Kenntnisse in Erster Hilfe sind: Jede Hilfe zählt.

Und wer gar nicht hilft und den Verletzten oder die Verletzte einfach sich selbst überlässt, macht sich sogar strafbar. Für die Betroffenen ist es in einer Notfallsituation in erster Linie wichtig, dass jemand in der Nähe ist und sich kümmert. Wenn dann noch Maßnahmen zur Versorgung einer Verletzung oder zur Linderung einer Krankheit vorgenommen werden, umso besser.


Immer die 112 wählen
Die erste und wichtigste Handlung bei einem Unfall ist – nach der Eigensicherung – das Absetzen eines Notrufs über die 112. Denn er bedeutet nicht nur das Herbeirufen von Profis. Am anderen Ende der Leitung sitzen Fachkräfte der Rettungsleitstelle, die Anrufenden konkrete Anleitungen für die jeweilige Situation geben können. Bei einer bewusstlosen Person wird zum Beispiel darauf hingewiesen, die betroffene Person in die stabile Seitenlage zu bringen. Auch bei der Herz-­Lungen-­Wiederbelebung kann die Anleitung helfen – die ersten Minuten sind gerade in diesem lebensbedrohlichen Fall entscheidend. In der sogenannten Rettungskette übernimmt der Ersthelfende die ersten drei Aspekte der Kette: den Notruf, die Sofortmaßnahmen sowie weitere Erste Hilfe. Den Transport der betroffenen Person und die weitere ärztliche Versorgung übernehmen dann die Profis.

Gemeinsam sind wir stärker
Jeder einzelne Mensch kann wichtige Hilfe leisten, doch gemeinsam geht es bekanntlich besser. Ersthelfende sollten umstehende Personen immer direkt – wenn bekannt, mit Namen – ansprechen und konkret anweisen: „Du, besorge schnell einen Verbandskasten!“ oder „Ihr deckt den Verletzten mit einer warmen Decke zu!“ sind persönliche Aufforderungen, die schnell umgesetzt werden können. Ein allgemeines Rufen nach Hilfe löst dagegen erst mal keine konkrete Maßnahme aus.

Regelmäßige Auffrischungskurs
Ersthelfende sollten alle zwei Jahre einen Auffrischungskurs besuchen, um die entscheidenden Handgriffe zu verinnerlichen und das Wissen auf dem neuesten Stand zu halten. Nicht zuletzt schafft es in jedem Betrieb ein gutes Gefühl, wenn genügend ausgebildete Ersthelfende zum Team gehören. Erste-Hilfe-Kenntnisse in einem Unternehmen fördern darüber hinaus eine Kultur der Sicherheit, denn Mitarbeitende, die sich regelmäßig mit dem Thema beschäftigen, sind sensibilisiert und handeln häufig sicherheitsbewusster. Und der Aufwand ist nicht groß: In der Regel dauert ein Erste-Hilfe-Kurs nur einen Tag.

Das sollte jeder können: 5 Erste-Hilfe-Maßnahmen

Vitalfunktion überprüfen
Zu den Vitalfunktionen zählen Atmung, Bewusstsein und Kreislauf. Ist eine davon gestört, liegt ein Notfall vor. Ob ein Mensch bei Bewusstsein ist, wird durch Ansehen, Ansprechen und Anfassen festgestellt. Durch das Abhören der Atemgeräusche und das Beobachten des Brustkorbs bei überstrecktem Kopf ist erkennbar, ob Betroffene atmen.

Notruf absetzen
Je schneller professionelle Hilfe erscheint, umso besser. Daher sollte im Notfall, direkt nach der Eigensicherung, als Erstes der Notruf über die Nummer 112 alarmiert werden. Die Nummer ist europaweit gültig, sie funktioniert auch von jedem Mobiltelefon.

Beim Anruf auf die fünf Ws achten:

  • Wo ist es passiert?
  • Was ist passiert?
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Welche Art der Verletzung liegt vor?
  • Wer meldet den Notfall?

Herz-Druck-Massage
Setzt das Herz aus, wird der Körper nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. Deshalb wird durch eine Herz-Druck-­Massage das Blut aus dem Herz in den Körper gedrückt. Dafür wird in der Mitte des Brustbeins 30 Mal mit einer Frequenz von 100/Minute (das entspricht dem Takt von „Staying Alive“ der Bee Gees) fünf bis sechs Zentimeter tief gedrückt und vollständig entlastet. Dann folgen zwei Beatmungen, dann wird wieder gedrückt, beatmet, gedrückt... Wenn vorhanden, sollte auch ein automatischer externer Defibrillator (AED) eingesetzt werden.

Blutung stillen
Wenn eine Blutung gestillt werden muss, dann sollte die Person liegend und das betroffene Körperteil höher als das Herz gelagert werden. Die helfende Person sollte nach Möglichkeit zum Eigenschutz Handschuhe tragen. Um Betroffenen Sicherheit zu vermitteln, hilft es, beruhigend auf sie einzureden. Zuerst eine saubere Kompresse oder etwas ähnliches auf die Wunde drücken, dann den Druckverband anlegen.

Der Heimlich-Handgriff
Verschluckt sich jemand beim Essen oder einer anderen Tätigkeit, dann sollte diese Person zum kräftigen Husten aufgefordert werden. Hilft das nicht, folgen fünf einzelne, scharfe Schläge mit der flachen Hand zwischen die Schultern. Wenn das auch nicht hilft, legt die helfende Person von hinten die Arme um die Person, die sich verschluckt hat. Eine Hand wird als Faust unter Rippen und Brustbein gelegt, die andere Hand zieht sie ruckartig und kräftig nach hinten.

Rettungskette

  1. Eigenschutz/Unfallstelle absichern
  2. Notruf/Sofortmaßnahmen
  3. Weitere Erste-Hilfe-Maßnahmen
  4. Rettungsdienst
  5. Krankenhaus

Ersthelferinnen und Ersthelfer sind das erste Glied in der Rettungskette. Sie können schon viel tun, bevor medizinisches Personal eintrifft.

Schulungen für Ersthelfende
Die BG ETEM übernimmt die Gebühren für Aus­ und Fortbildungen von Ersthelfenden. Sie umfassen neun Unterrichtseinheiten und dauern einen Tag. Bei zwei bis 20 anwesenden Beschäftigten im Betrieb muss mindestens ein qualifizierter Ersthelfender vor Ort sein. Bei mehr als 20 anwesenden Beschäftigten sind in der Verwaltung 5 Prozent, in der Produktion 10 Prozent Ersthelfende vorgeschrieben.