Die regelmäßige Kontrolle schadet ja nicht – im Gegenteil. Sie ist äußerst sinnvoll.“
Diese Erfahrung hat Thomas Strauß gemacht. Der heute 75-Jährige arbeitete beim Stromversorger Nordwest- deutsche Kraftwerke (NWK) am Standort Lübeck-Siems. Zwei Jahre lang half er zunächst bei Wartungsarbeiten aus, prüfte unter anderem Rohrleitungen. Deren Isolierungen waren asbesthaltig. „Damals war das Zeug überall, es wusste noch keiner, wie gefährlich es ist“, sagt Strauß. Heute sind Asbestfasern das bekannteste Beispiel für Gefahrstoffe, die langfristig Krebs verursachen können, wenn man sie einatmet.

Verboten, aber trotzdem Alltag

Der Einsatz von Asbest ist in Deutschland seit 1993 verboten. Dennoch kommen viele Beschäftigte auch heute noch Tag für Tag mit den gefährlichen Fasern in Kontakt – bei Altbausanierungen zum Beispiel. Gebäude hierzulande enthalten in Dämmstoffen und Dachplatten Asbest, auch in Fliesenklebern und Farben findet sich die bedrohliche Substanz noch. Statistiken zeigen, wie gefährlich Stoffe wie Asbest sind. Knapp zwei Drittel aller Todesfälle, die 2020 in Deutschland als Folge anerkannter Berufskrankheiten eintraten, gehen auf dieses Material zurück. In Deutschland leiden mehrere Hundert- tausend Menschen an Lungen- erkrankungen, die im Zusammenhang mit gefährlichen Stäuben wie Asbest stehen. Fast 2.000 Betroffene sterben jedes Jahr an den Folgen.

Wichtige Vorsorge

Zwischen dem Einatmen von Asbestfaserstaub und der Diagnose einer Krebserkrankung kann eine lange Zeit liegen. Daher ist eine regelmäßige Vorsorge wichtig, um eine eventuelle Lungenkrebserkrankung möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Um die Versicherten bestmöglich versorgen zu können, haben die Berufsgenossenschaften und Unfallkassen besondere Einrichtungen gegründet. Sie gewährleisten, dass die Vorsorge regelmäßig nach besten medizinischen Standards durchgeführt wird. Eine dieser Einrichtungen ist die 1972 als „Zentrale Erfassungsstelle Asbeststaubgefährdeter Arbeitnehmer“ gegründete Gesundheitsvorsorge (GVS) in Augsburg – als Auftragseinrichtung geführt von der BG ETEM. In diesem Jahr feiert die GVS ihr 50-jähriges Bestehen.
Die GVS kümmert sich um Arbeitnehmende, die während ihres Berufs- lebens Stäuben von Asbestfasern, kristallinem Siliziumdioxid (Quarz- staub) oder künstlichen Mineralfasern ausgesetzt waren. Betroffene brauchen sich selbst nicht zu kümmern. Ihre Arbeitgeber melden die Daten für die Vorsorge online über ein extra eingerichtetes Portal der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung unter www.dguv-vorsorge.de. Den Rest erledigt die GVS. Sie schreibt die Versicherten regelmäßig an – in der Regel alle drei Jahre, Personen mit hohem Lungenkrebsrisiko sogar jedes Jahr. 

Je früher Krebs erkannt wird, desto besser sind die Behandlungschancen. Seit 1972 bietet die GVS ihren Versicherten deshalb kostenlose Vorsorge-Checks an.

Erleichterung nach Entwarnung


Dazu gehört auch Thomas Strauß. Seit Anfang der Neunzigerjahre nimmt er die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch. Anfang 2020 stellte der Arzt bei der Untersuchung einen kontrollbedürftigen Rundherd in der Lunge fest. Es folgten mehrere Zusatzuntersuchungen, die GVS band eine zweitbeurteilende Ärztin mit ein. Diese konnte Strauß in einem persönlichen Gespräch Entwarnung geben: Die weiterführenden Untersuchungen hatten den Verdacht auf Lungenkrebs nicht bestätigt. „Das war eine große Erleichterung für mich und hat bewiesen, dass die Vorsorge auch nach dem Berufsleben sinnvoll ist“, sagt Strauß. Der 75-Jährige wird jetzt jährlich zur Vorsorgeuntersuchung gehen. „Da gehe ich dann gerne hin, zumal ich mich immer gut betreut gefühlt habe“, sagt Strauß.

Thomas Strauß kam bei Rohrsanierungsarbeiten mit Asbest in Kontakt.